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Preisträgerfilme

Guillaume Broust
Diese Kategorie-übergreifende Erzählung führt mit viel Witz Natur-, Kultur- und Alpinthemen in einer Mischung aus Safari- und Roadmovie zusammen. Dabei wirkt der Film niemals aufgesetzt, sondern verhandelt das Phänomen Zeit auf poetische, philosophische und pragmatische Weise. Das Publikum erlebt einerseits die Abenteuer der Protagonisten und der Protagonistin mit und erhält andererseits tiefe Einblicke in die vielschichtige Kultur der Menschen, die in den Bergen Kirgistans leben. Bereits die Anreise der Rider ist ein Abenteuer. Sie führen ein Leben im Hier und Jetzt, sehen sich auf Augenhöhe mit den Menschen vor Ort und stellen trotz aller Leichtigkeit einen historischen Bezug her. Auffallend ist die ausgezeichnet integrierte Musik und das perfekte Sounddesign mit mitreißendem Rhythmus. Die Kameraführung macht in bildgewaltiger Weise die Weite einer filmisch eher unbekannten Gegend nachvollziehbar. Epische Landschaftsbilder wechseln sich dabei mit spektakulären Actionbildern ab, die vor allem durch den gekonnten Schnittrhythmus in ihren Bann ziehen. Man kommt aus dem Stauen und Schmunzeln nicht heraus! — Jury-Begründung
Christina Zurbrügg & Michael Hudecek
Dieser Film verbindet aufs Schönste eine unglaubliche Archivarbeit mit literarischer Dorfkomik. In dieser Geschichte rund um ein Alpendorf wird, ungewöhnlich und originell erzählt, die Brücke vom Damals ins Heute geschlagen. Dies ist der gekonnten erzählerischen Komposition zu verdanken, die die Retro-Sehnsucht zwar bedient, jedoch nicht in ihr verhaftet bleibt. Ein grandios formulierter Text, der sich auf reale Personen bezieht, kommentiert auf humorvolle Art und Weise Szenen eines Dorflebens und schafft durch geistreiche Wortschöpfungen gleichzeitig immer auch eine Meta-Ebene. Mit dem liebevollen Augenzwinkern der Erzählerin, die als (mittlerweile) weitgereiste Städterin zurück auf ihr Heimatdorf blickt, kommt dieser „Heimatfilm“ unserer Sehnsucht nach Kinderidylle nach, jedoch sticht die Gesamtheit der Komposition aus Archivmaterial, Sprache und Musik heraus. Die Erzählweise des Filmes kann in seiner Modernität mit filmischem Poetry-Slam beschrieben werden. — Jury-Begründung
Ignasi López Fàbregas
In diesem detailverliebt produziertem Stop-Motion-Film ist jeder Aspekt durchdacht und perfekt inszeniert. Die figürlichen Alpinisten kommunizieren nonverbal, die Umsetzung des Sounds macht in dieser sehr reduzierten Erzählweise die Emotionen und auch die Klischees leicht verständlich. Es ist ein spielerischer, selbstkritischer Blick auf das Höhen- und Extrembergsteigen und seine Rekordjagden. Die Darstellung der vorgegaukelten Kameradschaft und des unerbittlichen Wettkampfs, wenn es um die Eroberung der höchsten Gipfel geht, ist hochaktuell. Wir sehen in einen Spiegel der gegenwärtigen Alpinszene, die teilweise unter Heldengetue und Scheinheiligkeit leidet. — Jury-Begründung
Bertrand Delapierre
Jung, lustig, leichtfüßig, temporeich, dynamisch, atemberaubend im wahrsten Sinn des Wortes! Eine verrückte Boygroup schraubt sich mit ihren Gleitschirmen auf die Flughöhe von Passagierjets und bezaubert das Publikum mit ihrem spielerischen Umgang mit dem Naturelement Wind. Es ist die übliche Kulisse des Höhenalpinismus, aber mit einem neuartigen, ungewöhnlichen Zugang. In dieser luftigen Geschichte bilden zwei „Anker“ den Spannungsbogen: die unglaubliche Leichtigkeit des Fliegens und die beeindruckende sportliche Leistung, mit vollem Mut zum Risiko, jedoch ohne Verbissenheit. Hautnah erleben wir Extremsport in einer extremen Landschaft. — Jury-Begründung
Yann Sochaczewski
Der Regisseur hat sich mit seiner mutigen Entscheidung, eine Pflanze an einem einzigen Standort ins Spotlight zu rücken und zum Hauptcharakter eines ganzen Films zu machen, einer außergewöhnlichen Herausforderung gestellt. Mit ihren grandiosen Tieraufnahmen und der Filmmusik als erweiterter Kommentarebene ist diese Produktion ein Lehrstück darüber, wie man aus einem Kaktus in der Wüste eine parabelhafte Geschichte über 200 Jahre Leben kreiert. Das Biotop rund um den Kaktus als Grand Hotel der unterschiedlichsten Gäste ist Hintergrund und Bühne zugleich in einem Zyklus von Vergänglichkeit und Vitalität. Im Westernstyle werden die Zuseherinnen und Zuseher spielerisch und lustig, fast comichaft, über diesen überraschenden Hauptdarsteller und seine Welt informiert. Schnitt und visuelle Umsetzung dieser Naturdokumentation sind meisterhaft ausgeführt. — Jury-Begründung
Juha Suonpää
Dieser großartig-archaische Kunstfilm zeigt die Verbundenheit zwischen Mensch und Natur. Die Einöde der Landschaft bekommt hier eine neue Dimension – ein XL-Format. Die außergewöhnliche Bildsprache, die unter anderem auch Projektionen einsetzt und Wildkameras als Stilmittel verwendet, erschafft, gemeinsam mit dem Soundtrack, eine mystische, geheimnisvolle Stimmung. Der Protagonist des Films hat die Natur im Blut, er lebt mitten in ihr und kennt nichts anderes. Hier lebt er wie ein Eremit, skurril in der Tiefe seiner für uns ungewöhnlichen Lebensart. Aktivistisch kämpft er für den Schutz des Luchses und beim Zusehen stellen sich dem Publikum existentielle Fragen über unser heutiges Leben. Der Luchs ist eine Metapher für die gesamte Natur, ein Freund, im Schwinden begriffen. Trotz aller finnischen Romantik bleibt die Frage: Können wir das Artensterben aufhalten? — Jury-Begründung
Christina Zurbrügg & Michael Hudecek
Das Publikum von Mountainfilm Graz hat "Wundersames Kiental" zum Lieblingsfilm gewählt. — Jury-Begründung
Line van den Berg
Mit Mut und aus der Position der eigenen Betroffenheit wirft die Protagonistin einen weiblichen Blick auf die männlich dominierte Alpinszene. Ihre Suche nach dem eigenen Selbstverständnis, nach Selbsterkenntnis und Selbstfindung spiegelt wider, was viele – nicht nur Frauen – in einer Gesellschaft, von der sie sich nicht angenommen fühlen, suchen. Die Jury von Mountainfilm Graz 2023 würdigt mit diesem filmischen Dokument eine herausragende Bergsteigerin, die ein gesellschaftliches Anliegen hatte und nicht nur für sich allein diese Fragen stellte. — Jury-Begründung
Ein Thema von mehreren Blickwinkeln aus zu beleuchten gibt ihm Tiefe und genau das vollbringt der Regisseur dieses Films. In opulenten Naturbildern werden archaische Tiere gezeigt, während moderne Wissenschaft die Hintergründe zu ihrem Leben liefert. Von der Höhlenmalerei bis zur Gentechnik geht die Reise, von Naturfilm zu Wissenschaft und dies in einer großen Vielfalt an Schauplätzen. — Jury-Begründung
In diesem Dokudrama wird das Stilmittel des Reenactments gekonnt eingesetzt, während gleichzeitig die verschiedenen Ereignisebenen miteinander verflochten werden. Die tragische Geschichte dieser Expedition wird auf spannende Weise nacherzählt und bringt die Betrachterinnen und Betrachter zum Nachdenken über Themen wie Schicksal, Überleben und Nicht-Überleben oder auch menschliches Versagen. — Jury-Begründung
Eine an sich bereits außergewöhnliche sportliche Leistung wird durch die professionelle und unterhaltsame filmische Dokumentation auf beeindruckende Weise in Szene gesetzt. Mit der Kamera bewegen wir uns mitten im Geschehen in einer 6.000m hohen Felswand und kommen so in den Genuss visueller Perspektiven, die nur wenige Menschen je gesehen haben. Mit dem sympathischen Protagonistinnenpaar gewinnt der Film noch zusätzlich. — Jury-Begründung
Henry M. Mix
Nur die Professionalität eines versierten Naturfilmers macht es möglich, in die bildliche Opulenz einer Welt ganz einzutauchen, mit ihrer Vielfalt an Landschaften, den unterschiedlichen Jahreszeiten und dabei nah am beobachteten Lebewesen zu bleiben. Dies ist der ultimative Bärenfilm. Er spannt den Bogen von witzigen Hoppalas des Tierkindergartens zu dramatischen Jagdszenen, zeigt Leben und Sterben in der Natur. Zeitkritisch beleuchtet er auch, wie hochverletzlich durch klimatische Einflüsse diese wilde Welt ist. — Jury-Begründung
Kann man durch Landschaft Kultur erfahrbar machen? Der Regisseur dieser formatierten Landschaftsdokumentation macht es möglich. Die porträtierten Charaktere sind die Übersetzerinnen und Übersetzer der Landschaft, vermitteln das Inseldasein mitsamt ihrer Geschichte, teils durch ihre Musik, teils durch tradierte Mutproben, teils durch künstlerische Auseinandersetzung mit Naturgewalten. Trotz des spürbaren Wohlwollens, das der Film der Region entgegenbringt, wird auch die kritische Reflexion der eigenen Kultur nicht ausgespart. — Jury-Begründung
Marcin Tomaszewski
Eine poetische Annäherung an eine lebensfeindlichen Landschaft, eine mystische Erklärung – Poesie. Die Menschen, die in diesem rauen Habitat leben, halten an ihren Geschichten und ihrer Tradition fest. Nicht die moderne Gegenwart gibt ihnen Halt, die eigene Kultur zeigt den Weg. Der Regisseur blickt jedoch auf eine Unberührtheit, die sich im Würgegriff befindet. Wie lange wird sie sich noch halten können? — Jury-Begründung